Die Holzbausiedlung „Auf den Steinen“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler ist einer der Orte an denen Susanne Raulf von den Raulf Architekten nach der Hochwasserkatastrophe geholfen hat.
Auf einem zur Ahr hin orientierten Grundstück wurde in den 1980er-Jahren die Siedlung „Auf den Steinen“ von HKS Architekten (damals noch Architekturwerkstatt AC) gebaut. Insgesamt entstanden neun Ein- und Zweifamilienhäuser in Hofform auf dem Grundstück. Die Idee war es, ein gemeinschaftliches Wohnen zu schaffen, dass die Vorteile eines gereihten Einzelhauses mit denen einer gut funktionierenden Nachbarschaft kombiniert. Um dieses Gemeinschaftsgefühl von Anfang an zu stärken, wurden die Bauherren eng mit in die Gestaltung und den Bau der Siedlung einbezogen. Gleichzeitig hatten die zukünftigen Bewohner die Möglichkeit, vieles am Bau in Eigenleistung zu erstellen, um einerseits Kosten zu sparen, aber auch um die Identifikation der Bewohner mit der Baumaßnahme zu unterstützen.
Außerdem war der Wunsch, ein ökologisches und gesundes Wohnumfeld zu schaffen. Den Architekten und Bauherren waren schon damals klar, dass besonders beim Bauen die Auswirkungen auf die Umwelt berücksichtigt werden müssen. Daher wurde großer Wert auf den ökologischen und umweltschonenden Bau der Siedlung gelegt wurde. Bei allen verwendeten Materialien wurden die positiven und auch negativen Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Bewohner und auf die Umwelt berücksichtigt. Es kamen daher überwiegend wenig belastete Materialien zum Einsatz, deren Herstellung einen möglich geringen Energieaufwand hatte.
Die Häuser wurden als Holzskelettsystem gebaut. Mit dem Holz wurde ein nachwachsender und natürlicher Baustoff verwendet. Zudem ermöglichte das Holzskelettsystem eine serielle Vorfertigung von Wand-, Decken- und Dachelementen und somit eine dezentrale Herstellung mit kurzen Transportwegen. Im Außenbereich wurden Wasserflächen und Kleinbiotope für Flora und Fauna angelegt. Eine möglichst geringe Flächenversiegelung sollte außerdem eine schnelle Versickerung des anfallenden Regenwassers ermöglichen. Terrassen wurden daher als offene Holzdecks ausgeführt, um die Versiegelung der Oberfläche zu minimieren. Doch bei den unnatürlichen und durch den Klimawandel hervorgerufenen Wassermaßen der letzten Wochen hatte die Siedlung keine Chance.
Nach dem Hochwasser der Ahr stapelt sich der Schlamm und Müll, der durch die Flut angeschwemmt wurde, in der Siedlung. Die Bilder zeigen nur zu einem kleinen Teil die Auswirkungen. Die Häuser sind unbewohnbar und teilweise zerstört. Die Holzbausiedlung „Auf den Steinen“ ist ein Vorzeigeprojekt, dass nun den dramatischen Auswirkungen des Klimawandels zum Opfer gefallen ist.
Unser Mitgefühl gilt allen Bewohnerinnen und Bewohnern der Siedlung. Wir wünschen ihnen viel Kraft für die kommende Zeit und das Verarbeiten der Katastrophe und hoffen auf einen schnellen Wiederaufbau.
